Bozen/Gherdëina – In Gröden regt sich verstärkt Widerstand gegen die ausschließliche Bezeichnung des Tales mit „Val Gardena“ in der Tourismuswerbung. Mittlerweile haben sich selbst die Bürgermeister des Tales gegen die alleinige Verwendung des in den 1920ern mit faschistischem Dekret aufgezwungenen Namens in der Tourismuswerbung ausgesprochen. Es bleibt zu hoffen, dass die Bürgermeister der gerechten Sache zum Sieg verhelfen. Kein Tourismusverein hat das Recht, eigenmächtig über die Namengebung eines Tales zu entscheiden. Wie sich ein Tal in der Welt präsentiert, darf nicht um des Profites Willen von einigen Wenigen entschieden werden.
Gröden ist kein italienischsprachiges Gebiet: Im Bereich von Pontives taleinwärts ist Gröden ein geschlossenes ladinisches Siedlungsgebiet. Von Pontives talauswärts bis nach Waidbruck ist es hingegen ein geschlossenes deutschsprachiges Siedlungsgebiet. Italienisch ist in ganz Gröden nur eine Minderheitensprache, die von 5-6% der Bevölkerung gesprochen wird. Warum sollte das Tal nur noch mit dem italienischen Namen beworben werden? Wenn schon nur ein Name erwünscht ist, dann bitte „Gherdëina“, weil es die vor Ort gebräuchliche Bezeichnung der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit ist. Auch der deutsche Namen „Gröden“ hat eine über tausendjährige Geschichte, die man nicht vergessen darf.
Es stellt sich die Frage, mit welcher Begründung „Val Gardena“ zum einzigen Namen gewählt wurde. Schämt man sich seiner Wurzeln? Oder glaubt man wirklich, dass Gröden oder Gherdëina für die internationalen Gäste nicht aussprechbar sind? Sölden, Grenoble, Gøteborg oder Melbourne sind sehr bekannte Beispiele dafür, dass dem nicht so ist. Im Gegenteil, diese bodenständigen Namen sind authentischer und schaffen eine unmissverständliche Differenzierung. Ein weiterer Beweis, dass Echtheit einen Mehrwert hat, ist die Tatsache, dass der Name „Oktoberfest“ weltweit keiner Übersetzung bedarf.
Vielen fehlt leider die Sensibilität im Umgang mit unseren historischen Ortsnamen. Aus Profitgier leugnen sie die eigene Herkunft. Doch dies hat Folgen, denn dadurch gehen nicht nur die eigene Kultur und Identität verloren, sondern langfristig auch der wirtschaftliche Erfolg. Wenn das Authentische verloren geht, ist auch kein kultureller Mehrwert mehr vorhanden. Jeder und alles wird dadurch austauschbar. Guten Service kann jeder bieten, die kulturelle Eigenart aber nicht. Die Sonderkommission Tatort „Alto Adige“ kommt zum Ermittlungstand: Die Bezeichnung „Val Gardena“ bringt keinen einzigen Gast mehr ins Tal. Im Gegenteil, wer die eigene Kultur verleugnet, schadet letztendlich sich selbst. Nachhaltigkeit sieht anders aus.
Eure SOKO Ermittler
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