BOZEN – Der Südtiroler Schützenbund erinnert in einer Aussendung daran, dass es sich am 29. März zum 90. Mal jährt, dass die deutschen und ladinischen Namen amtlich für ungültig erklärt wurden und damit ausschließlich die faschistisch motivierte Ortsnamengebung in Kraft trat.
Das Königliche Dekret Nr. 800 vom 29. März 1923, das auf Ettore Tolomeis „Prontuario dei nomi locali dell’Alto Adige“ sowie auf den „Repertorio dei nomi locali dell’Alto Adige“ von Ettore de Toni fußt, verfolgte den Zweck einer „einer schnellen und wirksamen […] Assimilierung der Bevölkerung“. Die obgenannten faschistischen Namensdekrete bilden bis heute die alleinige Basis der Ortsnamengebung in Südtirol, kritisiert die SOKO Tatort „Alto Adige“ (www.toponomastik.com), die Ortsnamen-Arbeitsgruppe im Südtiroler Schützenbund. Und auch mit dem höchst umstrittenen neuen Landesgesetz zu Toponomastik, das längst schon vor dem Verfassungsgericht gelandet ist, wäre ein großer Teil der faschistischen Namenserfindungen, vor allem alle Gemeindenamen, nicht nur erhalten geblieben, sondern sogar rechtlich untermauert worden.
„Wenn es jemals eine ehrliche politische Entscheidung geben soll, dann ist es die längst schon fällige Annullierung der faschistischen Dekrete. Diese Entscheidung müsste auch von italienischer Seite unterstützt werden, damit würde diese ihre oft beschworene antifaschistische Einstellung auch in die Tat umsetzen“, meint Landeskommandant Elmar Thaler.
Südtirol sei ein weltweiter Sonderfall, denn nirgendwo sonst würden von einer Diktatur aufgezwungene fremde Ortsnamen beibehalten und auch noch bestätigt, nachdem zu einer demokratischen Staatsordnung gewechselt wurde, erklärt die SOKO Tatort „Alto Adige“.
In Katalonien hätten seit 1983 allein die katalonischen Ortsnamen amtliche Gültigkeit, auf den politisch zu Finnland gehörenden Aland-Inseln gäbe es wieder ausschließlich schwedische Toponyme, die zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln hätten ebenfalls die aufgezwungenen dänischen geographischen Namen wieder abgeschafft und durch die alteingesessenen Bezeichnungen ersetzt, nennt die SOKO Tatort „Alto Adige“ einige Beispiele. „Vor allem Aosta, wo nur der Provinznamen amtlich zweisprachig sei, weil er historisch gewachsen ist, während alle faschistisch erfundenen Ortsnamen längst schon durch die originalen französischen ersetzt worden seien, beweise, dass dies auf jedem Fall auch auf italienischem Staatsgebiet möglich sei, heißt es aus dem Südtiroler Schützenbund.